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Freut euch auf das zweite Stück dieser Spielzeit!

„Lütte witte Siedenschoh“

 

Komödie von Ingo Sax um die Nachfolge auf einem Bauernhof

Wir schreiben das Jahr 1909 und befinden uns zwischen dem 14. Und 17. August.

Bauer Benno lebt mit seinem Sohn Fiete und seiner Haushälterin Lisa auf einem Hof, den Fiete einmal erben soll - aber er muss eine Frau auf den Hof bringen, die seinem Vater gerecht wird. Fiete hat sich längst für Trina entschieden, eine moderne junge Frau aus der Stadt. Der Bauer aber führt ein strenges Regiment - so streng, dass Fiete ihm nicht einmal seine Verlobte vorstellen mag. Da muss Trina mit Hilfe von Haushälterin Lisa schon selbst die Initiative ergreifen. Und das gelingt ihr so überzeugend, dass sich der alte Bauer in sie verliebt.

Pressestimmen

„Lütte witte Siedenschoh“ – So war die Premiere der Niederdeutschen Bühne Lübeck

Reichlich Turbulenzen in der Bauernküche: Antje Wendtorff, Robin Koch (M.) und Uwe WendtorffIn der Regie von Karsten Bartels wird aus dem Luststück von Ingo Sax kein derbes Bauerntheater. Erzählt wird vielmehr von einem Vater-Sohn-Konflikt, Selbstbehauptung und den Wegen, die die Liebe manchmal geht.

Oda Rose-Oertel 08.02.2023, 13:19 Uhr

Lübeck. Kleine weiße Seidenschuhe – „Lütte witte Siedenschoh“ – trägt eine Braut bei ihrer Hochzeit. Für Katharina aus Hamburg soll es bald soweit sein. Doch als sie ihren Verlobten, Bauernsohn Fiete, in einem Dorf in Schleswig-Holstein besucht, scheinen die Zukunftspläne der beiden plötzlich in weite Ferne gerückt zu sein. Mit dem Lustspiel des Hamburger Autors Ingo Sax (1940-2019) um die Liebe vor dem Hintergrund schwieriger sozialer Umstände hat die Niederdeutsche Bühne jetzt in den gut besuchten Kammerspielen am Theater Lübeck Premiere gefeiert.

Auf den ersten Blick sieht alles nach einer friedlichen Landhaus-Idylle aus: Die liebevoll gestaltete Kulisse (Bühnenbild: Moritz Schmidt) stellt eine rustikale Bauernhaus-Wohnküche um die Wende zum 20. Jahrhundert dar, mit urigem Kohleherd und Holzbalken. An der Wand ein Porträt von Kaiser Wilhelm II. Doch von der scheinbar rückwärtsgewandten Romantik bleibt nicht viel übrig. Die vier Menschen, die hier aufeinandertreffen, tragen zeitlose Konflikte miteinander aus und müssen sich immer wieder gegen verschiedene Widerstände behaupten. Es gibt Konflikte zwischen den Generationen, den Geschlechtern, Vater und Sohn. Und alles kreist um einen knorrigen alten Bauern und Hofherrn, einen echten Sturkopf, für den die Gefühle anderer nicht vorhanden zu sein scheinen.

Ein Mädchen vom Land für den Sohn

Der vordergründige Konflikt hängt sich daran auf, dass der von seinem Vater Benno Roggenkamp (Uwe Wendtorff) gegängelte, unbeholfene Bauernsohn Fiete (Robin Koch) sich heimlich mit der selbstbewussten, mittellosen Hamburgerin Katharina (Helen Koch) verlobt hat, es aber nicht wagt, dem alten Bauern reinen Wein einzuschenken. Natürlich soll der Sohn ein Mädchen vom Land heiraten, das auf dem Hof ordentlich mit anpacken kann und zudem noch ordentliche Mitgift liefert. Bennos langjährige treue Haushälterin Lisa (Antje Wendtorff), die sich wiederum insgeheim eine Heirat mit Benno wünscht, verbündet sich mit Fiete und heckt mit ihm einen Plan aus, wie die Liebe doch noch zu ihrem Recht kommen kann. Als Katharina plötzlich unerwartet vor der Tür steht, beginnt ein großes Täuschungsmanöver gegen Benno. Der wandelt bald selbst auf Freiersfüßen, aber in die gänzlich falsche Richtung…

Regisseur Karsten Bartels hat das niederdeutsche Lustspiel nicht als Bauerntheater oder gar Schenkelklopfer inszeniert. Vielmehr lässt er seinen Schauspielern viel Raum, ihre hervorragend verkörperten Charaktere und deren Streben nach Glück sorgfältig und differenziert zu entfalten. Der Vater-Sohn-Konflikt steht im Mittelpunkt: Fiete muss endlich lernen, erwachsen zu werden und sich gegen seinen Vater zu behaupten. Die treibende Kraft dabei ist die resolute Katharina. Robin Koch verleiht seiner Figur eine glaubwürdige emotionale Tiefe, Mimik und Körpersprache spiegeln seine inneren Kämpfe wider. Zugleich entfaltet er vor allem mit Uwe Wendtorff eine Komik, die nie in den Klamauk abrutscht. Ein Highlight ist die Szene, in der Benno seinem Sohn das Walzertanzen beibringen will.

Uwe Wendtorff kann als Benno Roggenkamp viele Facetten ausleben – vom herrischen Sturkopf bis hin zum verblendeten Verliebten, der nicht merkt, dass er sich zum Narren macht, und der am Ende doch noch geläutert wird. Antje Wendtorff, die mit der Premiere zugleich ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte und dafür auf der Bühne besonders geehrt wurde, spielt die ruhige Lisa unaufgeregt und natürlich. Zunächst scheint sie stets über den Dingen zu stehen. Das ändert sich erst, als „ihr“ Benno sich an Katharina ranmacht. Im Vergleich erfrischend jung, modern und selbstbestimmt kommt Helen Kochs Katharina daher. Ihr Markenzeichen sind knallrote Holzclogs (Kostüme: Christa Walczyk), die sie mit groben Wollsocken trägt. Da muten die schwarzen Lackschuhe, die Benno ihr zunächst schenken will, umso deplatzierter.

Textlast souverän gemeistert. Am Ende sei hier noch die souveräne sprachliche Leistung der vier Amateurschauspieler gewürdigt, die die Textlast des Stückes voller Leichtigkeit meistern.