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Aktuell

In de Haifischbar, dor is wat los.

Das Urgestein der deutschen Fernsehunterhaltung!

Eine maritime Musikrevue von Philip Lüsebrink

Plattdeutsch von Rolf Renken

Das Urgestein der deutschen Fernsehunterhaltung kommt zurück auf die Bühne!

Unter der Regie von Philip Lüsebrink bringt die Niederdeutsche Bühne Lübeck diese Unterhaltungslegende ab 11. Oktober 2022 in den Kammerspielen des Theater Lübeck zur Aufführung. Erleben sie die maritimen Melodien und Geschichten aus Hamburg und der großen weiten Welt rund um die Seefahrt und die Waterkant.
„An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“, „Junge komm bald wieder“, „Eine Seefahrt die ist lustig“, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ sind berühmte Lieder, die in der Haifischbar gesungen wurden und nun in den Kammerspielen zu neuem Leben erwachen.

Besetzung

Robin Koch, Heinz Jenkel, Arno Jagusch, Arne Warnke, Heino Hasloop,

Peter Wiechmann, Gabriele Meier, Antje Oehlke, Malin Dressel,

Helge Dall, Anneli von Piotrowski, Birte Richter, Anna Jerbov

Monika Peters-Beeri, Britt Schumacher, Helen Koch, Alice Soetbeer,

Lara Marie Engelhardt, Kirsten Mehrgardt, Silvia Kiel, Christa Walczyk

 

Regie:                         Philip Lüsebrink

Regieassistenz:          Kirsten Mehrgardt

Inspizienz:                  Holger Matthusen

Bühnenbild:                Moritz Schmidt, Theater Lübeck 

Kostüm:                      Christa Walczyk, Theater Lübeck

Maske:                        Sylvia Fabrow, Antje Oehlke 

Souffleuse:                 Birte Richter

 

Pressestimmen

SCHWER WAS LOS IN LÜBECKS HAIFISCHBAR

Mit ‚„Tüddelband“ und La Paloma“: Premiere der Niederdeutschen Bühne


VON DOROTHEA KURZ-KOHNERT
Lübecker Nachrichten vom 13.10.2022

Schon im Foyer der Kammerspiele hörte man maritime Klänge, und eine Spielerin mit Bauchladen verkaufte ein Heftchen mit Liedtexten. Denn in der Musikrevue „In de Haifischbar, dor is wat. los!" war Mitsingen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Die erste Aufführung der Niederdeutschen Bühne Lübeck in dieser Spielzeit feierte eine vielbeklatschte Premiere.
Regisseur Philip Lüsebrink hat das Stück geschrieben und mit viel Schwung und Witz inszeniert. Versiert spannt er mit bekannten maritimen Melodien einen stimmigen dramaturgischen Bogen vom Anfang bis zum Schluss. So schmettert das Ensemble eingangs aus voller Kehle „In de Haifischbar, dor is wat los” und singt am Ende wehmütig winkend „In Hamburg sagt man Tschüss”.
Die Lieder und Texte des Stücks beziehen sich aufeinander, liefern sich gegenseitig Stichwörter. Über 30 Volkslieder, Schlager, Klassiker erzählen allesamt Geschichten von der Waterkant. Übergänge bilden plattdeutsche Wortpassagen von den Gästen in der Haifischbar: Erfahrene Kapitäne blicken nostalgisch auf die Seefahrt zurück, ein Touristenführer (Heino Hasloop) erzählt über die Hamburger Elbphilharmonie und spinnt Seemannsgarn über die „Kömbrandbrücke*. Witze und Döntjes sorgen für Lacher. In der legendären Haifischbar auf St. Pauli darf jeder zu Wort kommen, ist jeder willkommen - ob schrullige Klofrau (Kirsten Mehrgardt) oder feine Dame von der Elbchaussee (Anneli von Piotrowski). Kneipenwirte (Christa Walczyk und Robin Koch) sorgen für stets volle Gläser und gute Laune, Bühnenbildner Moritz Schmidt hat die Hafenkneipe als einen urigen, gemütlichen Ort geschaffen: mit Tresen, kleinen Tischgruppen, verrauchten Wänden und reichlich maritimem Schnickschnack. Dort agierten voller Spielfreude knapp zwei Dutzend Spielerinnen und Spieler der Niederdeutschen Bühne. Sie sangen live nach der vom Hamburger Theatermusiker Stefan Hiller arrangierten Playback-Musik - als Solisten oder im Chor. Zu den Publikumslieblingen gehörte zweifellos die talentierte zwölfjährige Lara Marie Engelhardt, die als „Klein Erna” tanzend, singend, Witze erzählend vielfach wie ein Nummerngirl über die Bühne wirbelte und mit ihrer Interpretation vom „Tüddelband" das Publikum begeisterte. Die Zuschauer sangen mit, weil die meisten den Text kannten. Leider scheiterte die gute Idee mit dem Mitsingen an den Lichtverhältnissen im Zuschauerraum- zu dunkel. Texte konnten nur die lesen, die ihre Handys zückten und die Taschenlampe einstellten. Also blieb bei den meisten Liedern nur rhythmisches Klatschen, von dem das begeisterte Publikum allerdings ausgiebig Gebrauch machte. Oder es wurde gepfiffen wie beim Auftritt der leicht bekleideten beiden Prostituierten, gespielt von Anna Jerbov und Silvia Kiel. Mit einem spektakulären Federschmuck (Kostüm Christa Walczyk) gaben sie „Mississippi Lilli" zum Besten. Applaus ernteten Helen Koch für „Lili Marleen" und Britt Schumacher für ihren herzzerreißend-hysterischkomischen Auftritt bei „Ein Schiff wird kommen“. Mit einem klischeehaften schwulen „Hallöchen" betrat Arne Warnke die Bühne und erhielt für seinen gesungenen und mutig getanzten „Hein Mück" kräftigen Beifall. In Kapitänsuniform riefen Heinz Jenkel mit „La Paloma" und Arno Jagusch mit „Junge komm bald wieder” Erinnerungen an die legendären Sänger Hans Albers und Freddy Quinn wach. Nach einer nostalgischen musikalischen Zeitreise über die Meere und durch die Stürme des Lebens verließ ein beschwingtes Publikum nach gut zwei Stunden das Theater.

Anmerkung der Niederdeutschen Bühne Lübeck:
Wir entschuldigen uns vielmals für das schwache Licht im Saal während der Premiere. Der Fehler ist behoben, jetzt können die Texthefte während der Vorstellung zum mitsingen auch gelesen werden.

 

Niederdeutsche Bühne eröffnet eine „Haifischbar“

von Jutta Kähler

Lübeckische Blätter 29. Oktober 2022

Das Lübecker Theater hat zwar zur Zeit kein Theaterrestaurant, dafür aber in den Kammerspielen eine urige Haifischbar. Der Niederdeutschen Bühne sei es gedankt, dass dort seit der Premiere am 11. Oktober maritime Atmosphäre herrscht. Das Versprechen, das sich im Titel der Musikrevue von Philip Lüsebrink - „In de Haifischbar, dor is wart los!“ - ausspricht, wird schwungvoll eingelöst. Bühnenbildner Moritz Schmidt hat den Akteuren eine Kneipe gebaut, die zum Treffpunkt wird von alten Kapitänen, von Frau Konsul aus Blankenese, kontrastiert von zwei Damen des horizontalen Gewerbes mit Federkopfputz und roten Strapsen (Kostüme: Christa Walczyk), misstrauisch beäugt von einer moralingetränkten Dame im beigen Kostüm – sie alle werden von den Kneipenwirten mit Bier und Köm versorgt, damit sie nicht auf dem Trockenen sitzen. Man trifft sich über alle sozialen Grenzen hinweg und akzeptiert auch den schwulen Gast im auffallend roten Hosenanzug: „Hallöchen“! Die allgegenwärtige Klofrau darf nicht vergessen werden. Es gibt Stammgäste und Touristen, die alle schnell im Gesang zusammenfinden. Das überwiegend ältere Publikum fühlt sich an die „Haifischbar“ im Fernsehen erinnert, an Henry Vahl, Hilde Sicks und Heidi Kabel mit dem österreichischen Dauergast Lolita. 17 Jahre lang war die Kneipe ab 1962 geöffnet. Schon damals waren manche Lieder, die jetzt gesungen wurden, betagt und trotzdem frisch: Auf der Reeperbahn traf man sich nachts um halb 1 bereits ab 1912, der Seemann konnte seit 1939 (!) nicht erschüttert werden, der Jung mit dem Tüdelband stand schon seit 1911 an der Eck, und die lustige Seefahrt sang die Lübeckerin Isa Vermeeren 1934 mit rotzfrechem Unterton zur Quetschkommode. Schlager und Shantys wurden jetzt wieder belebt, das Mädchen aus Piräus kommt nun aus Lübeck und wartet heulend auf den Liebsten und sein Schiff. 

Philip Lüsebrink bringt das Kunststück zu Wege, ein 21-köpfiges Ensemble der Niederdeutschen Bühne mit ganz unterschiedlichen Sangesqualitäten zusammen zu bringen. Sie können hier gar nicht alle genannt werden. Hervorgehoben sei aber die zwölfjährige Lara Marie Engelhardt als Klein Erna, quirlig, das Publikum zum Mitklatschen animierend und mit ausgeprägtem Spielwitz.

Schummrig wie in einer verräucherten Kneipe war es im Zuschauerraum. Die meisten brauchten aber ihr Liederbuch gar nicht und erwiesen sich als textsichere Mitakteure. So feierte das Publikum letztlich nicht nur das Ensemble, sondern ganz nostalgisch ein wenig auch sich selbst.

 

Ünner't Lüchtfüer   (ab 09.04.24)