En wunnerboret Öller
Zweiter Frühling mit 90
Komödie von Curth Flatow (Ein gesegnetes Alter)
Niederdeutsch von Gerd Meier
Regie: Karsten Bartels
Der 90jährige Georg Neumann soll aus dem Haus, in dem er seit 60 Jahren lebt, hinausgeworfen werden, weil der neue Besitzer das Haus abreißen will. Er weiß nicht mehr ein noch aus und sucht die Tablette, die er für alle Fälle aufbewahrt hat.
Die Haushaltshilfe Christa, die Architektur studiert, weiß um die Bedeutung des kunsthistorisch interessanten Hauses und will helfen, den Abriss zu verhindern.
Da taucht eine alte Liebschaft auf, mit der er vor 40 Jahren eine Affäre hatte und seinen zweiten Frühling erlebte.
Besetzung
Heino Hasloop Georg Neumann
Gerd-Fabian Müller Robert Schmidt-Wenkebach (Reporter)
Petra Müller Gitta Eckstein (ehemaliges Mannequin)
Jenny Walczyk Christa Schlüter (Studentin)
Pressestimmen
Premiere der Niederdeutschen Bühne Lübeck: Ein 90-Jähriger in Höchstform
Paraderolle für den Hauptdarsteller: Als „En wunnerboret Öller“ pflegt Heino Hasloop die Wanderlust in der Mietwohnung – zur großen Freude des Premieren-Publikums der Niederdeutschen Bühne.
"Lübeck. Georg Neumann (gespielt von Heino Hasloop) ist in einem „wunderbaren Alter“: Mit 90 Jahren ist er zwar körperlich nicht mehr voll auf der Höhe – und seine Frau ist nur noch als gerahmtes Foto präsent. Doch seinen Alltag hat der Pensionär bestens im Griff: Das Mittagessen kommt auf Bestellung ins Haus, die gutherzige Studentin Christa (Jenny Walczyk) hilft ihm im Haushalt. Die Schwiegerenkelin erkundigt sich häufiger mal telefonisch nach seinem Befinden – wenn auch nicht ganz uneigennützig, denn sie hat es auf das wertvolle Porzellan abgesehen.
Weil Bewegung gesund ist, geht Georg täglich eine Runde spazieren – in seiner Wohnung wohlgemerkt, kräftig ausschreitend, mit Wanderschuhen und Stock. Der dadurch verursachte Lärm bringt seine Vermieterin im Stockwerk unter ihm gehörig auf die Palme, was dem alten Herrn eine diebische Freude bereitet und der eigentliche Grund für seine Wanderlust ist: Das hat sie nun davon, dass sie ständig die Miete erhöht!
Hauptdarsteller liefert ununterbrochen ab
Kurzum, Georg Neumann ist ein knorriges, aber durchaus liebenswertes Original, das das Publikum bei der Premiere von „En wunnerboret Öller“ in den Kammerspielen des Lübecker Theaters bald für sich einnehmen kann. Vor allem ist es eine Paraderolle für Heino Hasloop, der bei dieser neuen Produktion der Niederdeutschen Bühne Lübeck mehr als 90 Minuten lang nahezu ununterbrochen und oft allein auf der Bühne steht – eine beachtliche Leistung."
Ihm zur Seite stehen neben Jenny Walczyk als Studentin Christa noch Gerd-Fabian Müller mit einem kurzen, aber erfrischenden Auftritt als Reporter sowie Petra Müller als verflossene Geliebte mit zwielichtigen Absichten. Regie führte Karsten Bartels.
Etwas schwerfällig geht es los. Zwar passiert im Leben des Georg Neumann in kurzer Zeit unglaublich viel. Insbesondere droht ihm der Rausschmiss aus der Wohnung, weil das Haus, in dem er seit mehr als 60 Jahren lebt, abgerissen werden soll. Doch viele Dialoge spielen sich zunächst am Telefon ab, und die Stimmen von Stiefenkelin, Vermieterin und Menüdienst (Alice Soetbeer, Antje Oehlke, Gerd-Fabian Müller) sind aus dem Off leider nicht immer gut zu verstehen.
Erst als Petra Müller als Gitta – mit der Georg vor Jahrzehnten eine leidenschaftliche Affäre hatte – überraschend auf den Plan tritt, wird es etwas lebhafter auf der Bühne. Wobei der genretypische Humor von Beginn an immer wieder für Lacher im Publikum sorgt, etwa wenn sich Georg von seinen Freitod-Plänen mit dem Argument abbringen lässt, dass sich das Ganze für ihn ja wohl ohnehin nicht mehr lohne.
Bühnenbild versprüht Nostalgie
„Ein gesegnetes Alter“ lautet der Originaltitel dieses Schwanks aus der Feder des Berliner „Boulevard-Königs“ Curth Flatow (1920-2011), ins Niederdeutsche übertragen von Gerd Meier. Dass auch das Stück schon deutliche Altersspuren aufweist, ist eine Tatsache, die in dieser Inszenierung nicht nur nicht verschleiert, sondern bewusst ausgestellt wird: Das Telefon hat eine Wählscheibe, die Kulisse ist als altdeutsche Bauernstube eingerichtet (Bühnenbild: Moritz Schmidt, Theater Lübeck), bezahlt wird mit der guten alten D-Mark und auch die Geschlechterrollen sind auf dem Stand vergangener Jahrzehnte. Eine Art von Nostalgie, die im Niederdeutschen Theater noch ihr Publikum findet. In den halbvollen Kammerspielen gab es viel freundlichen Applaus."
Lübecker Nachrichten,Sabine Spatzek |15.01.2025